Viscerale Therapie - was ist denn das?

 

Das Wort „viszeral“ (lat. viscera) bedeutet „die Eingeweide betreffend“, es geht also um unsere Organe.

Die Organe hängen nicht einfach so in unserem Körper herum, sie haben Verbindungen bzw. sie sind über Bänder und Muskeln befestigt und bekommen so ihren Halt und ihren Platz im Körper. Sie haben daher eine starke, aber auch dynamische Verbindung zu Wirbelsäule, Becken, Rippen und Schultergürtel.

Die Organe erhalten uns am Leben. Wir brauchen sie um uns zu bewegen, sie liefern uns Sauerstoff, sie wandeln unsere Nahrung in Energie um, sie verabschieden unnötige Stoffe und vieles mehr, kurz gesagt: sie sind unser Antriebssystem, ohne das ein gesundes Leben nicht möglich wäre.

“Anatomie der inneren Organe”, erstellt von ChatGPT am 2.2.2025

 

Die Organe sollten flexibel und gegeneinander gut verschieblich sein, das verbessert ihre Funktion. Genau wie Muskeln, die gedehnt und gekräftigt werden, können Organe mobilisiert werden – durch Therapeutenhände oder mit Übungen zuhause.

 

Eine viszerale Behandlung kann ganz verschieden aussehen: mal sind es ganz sanfte, manchmal aber auch ganz schön große und kräftige Behandlungstechniken, die die natürliche Mobilität der inneren Organe und des Bindegewebes unterstützen können. Dadurch kommt es zu einer Verbesserung der Struktur und Funktion der inneren Organe, der Organsysteme sowie des gesamten Körpers.
Die Viszerale Mobilisation kann optimal mit anderen manuellen Behandlungsmethoden kombiniert werden.

 

 

Wie können Skoliosepatient*innen von den viszeralen Mobilisationstechniken profitieren?

 

Die Wirbelsäule und die Organe stehen in starker Wechselwirkung zueinander und dieses enge Zusammenspiel bildet die Grundlage für eine Behandlung.

 

Die Form der Wirbelsäule, die Stellung des Beckens und des Schultergürtels können je nach Ausmaß eine Fehlfunktion bzw. Beeinträchtigung der Organe bewirken. Es entstehen Einschränkungen und die belasteten Organe bauen eine Spannung auf.

 

Es haben also Organe Auswirkungen auf den Bewegungsapparat sowie der Bewegungsapparat auch auf die Organe Einfluss haben kann!

 

 

Hier ein paar Beispiele:

 

Die Lunge

 

Die Atmung ist sehr wichtig bei der Skoliose-Therapie. Man lernt die Ausatmung und Einatmung in einen Bereich der Lunge zu lenken, die durch die Position des Brustkorbes weniger gut belüftet ist.

 

Das Zwerchfell grenzt Lunge und Bauchraum ab und ist eine Art Kuppel. Dieser wichtigste und größte Atemmuskel ist bei einer Skoliose auf einer Seite mehr verspannt oder gedehnt und kann auch umgekehrt die Mobilität der Wirbelsäule und der Rippen stark beeinflussen. Das Organ UND die Knochen müssen mobilisiert werden.

 

Auch Halswirbelsäulenbeschwerden und ein Schulterhochstand können in Zusammenhang mit der Aufhängung der Lunge stehen. Manchmal sieht man rechts und links unterschiedlich starke Muskelverläufe am Hals wenn man sich selbst betrachtet.

 
Der Dickdarm

 

 Der Darm ist sehr lang und ist wie ein „Bilderrahmen“ in unserem Bauch und somit sind zwei Ecken genau links und rechts bei den Rippenbögen tief eingebettet.

 

Darmprobleme wie z. B. Verstopfung kann eine Folge sein, wenn die Verdrehung des Brustkorbs auf einer Seite zu viel wird und unsere Nahrung auf dem Weg ins WC schlecht durch zu enge Stellen im Darm durchkommt bzw. die Darmbewegung (Darmperistaltik) überfordert ist.

 

Die Nieren

 

Ein Beckenhochstand rechts/links oder eine veränderte Brustkorbposition können den Platz einer Niere beengen und es entstehen diffuse Schmerzen im Rücken.

 

Durch eine Rumpfdehnung oder die Aktivierung von Beinmuskulatur kann die Niere wieder besser arbeiten und durch die Behandlung der Niere wird die Flexibilität der Strukturen zueinander positiv beeinflusst.

 

Die Leber

 

Die Leber ist ein sehr großes Organ rechts unter den Rippen, das uns entgiftet, indem es dauernd große Blutmengen filtert. Ist es in seiner Beweglichkeit gestört, dann kann sich das viele Blut zurückstauen und der Körper antwortet mit Venenproblemen.

 

Der Stoffwechsel – also die Umwandlung der Nahrung in Energie – spielt sich auch teilweise in der Leber ab. Bei Verdauungsproblemen und Blähungen sollte sie nicht vergessen werden

 

Es gibt unendlich viele Zusammenhänge zwischen den Organen und dem Bewegungsapparat!

 

Alle Skoliose-Betroffenen sollten also ihren Arzt*in und Physiotherapeut*in über alle Beschwerden informieren, auch wenn es vielleicht nicht „logisch“ erscheint.